Die Geschichte vom kleinen Regentropfen Zisch

[Die Geschichte ist so gedacht, daß man einen Teil davon, nälich den Regen, mitspielt. Deshalb sollte jeder etwas haben, womit er "prasseln" kann - beim TicTacToe waren das mit Steinchen gefüllte Filmdosen]

Es war einmal ein kleiner Regentropfen, den nannte man Zisch. Der schaute Tag für Tag von seiner Wolke herunter auf die Erde. Er sah dort den ausgedörrten Boden und dachte sich: "Na, wozu bin ich denn ein Regentropfen? Den werde ich mal gehörig erfrischen." Und es sprang mutig von seiner Wolke herunter. Huch, dachte sich Zisch, das ist ja ganz schön warm hier im freien Fall. Es war aber die Sonne, die mit ihren Strahlen den kleinen Wassertropfen wärmte. Noch bevor er den Boden erreichte, machte es "Zisch" - und der kleine Tropfen war verdunstet.
Zum Glück wurde es kühler, als das Wasserdampfwölkchen, das einmal Zisch gewesen war, aufstieg. Auf Wolkenhöhe nahm er wieder die Gestalt eines Tropfens an.
"Ich muß einfach schneller sein." überlegte sich Zisch. Bei seinem zweiten Versuch wollte er sich geradewegs auf eine durstende Blume stürzen und stieg deshalb bei einem flinken Fallwind als Trittbrettfahrer auf. Das ging ganz geschwind, aber der Wind legte sich vor der Pflanze plötzlich in eine Kurve und Zisch klatschte gegen einen Stein, von dem er - ganz nutzlos - nach einer Weile wieder wegtrocknete.

Im Regentropfencafe "Neuburger Tafelwasser" klagte Zisch seinen Freunden sein Leid. Sein Kumpel Blubb stimmte zu und erzählte wieder die alte Geschichte, wie er damals gegen einen Regenschirm geprasselt war und eine ganze Woche lang Kreuzschmerzen gehabt hatte. "Das ist alles, was dabei herauskommt, denn man die Erde erfrischen will," stimmte Platsch, der mit am Tisch saß, eifrig zu, "nur die ganz dicken Tropfen kommen bis unten durch." "Oder, man müßte einfach mehr sein." überlegte Zisch. "Wir zum Beispiel sind schon drei, da können wir doch viel besser regnen als einer alleine." Die anderen beiden fanden die Idee fantastisch und riefen die Bedienung zum Zahlen, weil sie es gleich mal ausprobieren wollten.
"He, Fette Pfütze, beeil Dich mal mit deinen Sterntalern" - Aber die alte Pfütze hatte es gar nicht eilig: "Nur keine Hektik. Die Sintflut ist auch nicht in einem Tag darniedergekommen." - "Leg' mal an Wassersäule zu! Wir wollen heute noch regnen." - "Was, IHR DREI?? Ich mach' mich naß, das wird ja höchstens blauer Dunst! Für so einen richtigen Regen wie früher, ... da braucht man viel mehr von Euch Tropfen!" - "Du hast gut reden," meinte Platsch, "wie sollen wir den so viele Tropfen überhaupt erreichen?" - "Na, hängt doch einen Zettel ans Blaue Brett. Da kann's jeder lesen - und die meisten tun's auch."

Die drei Tropfen fanden den Vorschlag nicht übel und flux hängten sie eine Nachricht ans Brett:
>>Alle Tropfen mitmachen beim großen Regen! Treffpunkt: Freitag bei Wolke 7. (Trinkt Euch vorher noch mal richtig satt!)<<
Tatsächlich machte die Neuigkeit die Runde, so einen richtigen Regen hatte es auch schon lange nicht mehr gegeben; viele sagten es ihren Freunden weiter und die sagten es dann wieder weiter, ....
Am Freitag kamen dann mehr Tropfen zusammen, als Zisch, Platsch und Blubb in ihren kühnsten Träumen erwartet hatten.

"Wie sollen wir jetzt anfangen?" fragte Blubb. "Es nützt nur, wenn wir auch alle gemeinsam regnen." Platsch hatte die Idee, ein paar alte, erfahrene Regentropfen einzuspannen. Die waren zwar schon etwas kalkhaltig, hatten aber genug Nerven, um allen das Startzeichen zu geben. Wenn die Regentropfen [das seid jetzt IHR] also auf ihrer Startrutsche sitzten und wegen des starken Fallwindes die Augen zumachen [also auch: Augen zu], sollten sie herumgehen. Wenn sie einem Tropfen über den Rücken streichen, fängt der an, zu regnen, also im eigenen Takt mit den Hölzern, Steinen oder Bechern zu klopfen. Bis es ein richtiges Gewitter gibt. Und nach einiger Zeit streichen sie dann nochmal über den Rücken. Dann müßt Ihr aufhören, damit es keine Überschwemmung gibt.
ALSO LOS

[Regen wird stärker und stärker, prasselt ein wenig, wird dann wieder schwächer und hört schließlich wieder ganz auf]

Und über Neuburg ging ein fantastischer Platzregen nieder. Die ausgetrocknete Erde atmete auf: Endlich. Und die Frösche quakten fröhlich, die Biber hatten wieder Fluß zum Staudämme drauf bauen und die Radieschen konnten wieder wachsen. Und als der letzte Tropfen gefallen war, da strahlte ein heller Regenbogen quer über den Himmel und die Sonnenstrahlen glitzerten im frischen Naß.

Die Tropfen waren sehr zufrieden mit sich und noch lange sprach man von diesem tollen Regen.

(erfunden von Moni aus Gundelfingen und Oli aus Burgau)

Oliver Möller, 21.Juli 1997


Zurück zur Homepage