Die andere Weihnachtsgeschichte!
(Aber doch klassisch!)
Es war einmal vor gar nicht so langer Zeit. Und auch die Jahreszeit paßte
genau. Es war kurz vor dem 6. Dez. und Lisa und Marc schauten sich von
Frl. Rotkamp ihrem Schaufenster die vielen Spielsachen. Sie kamen aus dem
Staunen gar nicht mehr raus. Es standen jede Menge von Super Neuheiten im
Schaufenster vom Spielwarenladen der Fr. Rotkamp, die auch bemerkte, wie Lisa und
Marc Tag für Tag zu dem Schaufenster kamen und staunten. Sie blieben immer
wieder stehn und eines Tages kam Frau Rotkamp rauß und sagte: Na ihr beiden,
was gefällt Euch denn so gut, dass ihr Tag für Tag staunend an meinem
Schaufenster stehen bleibt und so staunend und träumend stehen bleibt.
Lisa erschrak zuerst, als sie die Stimme erhörte, und sagte etwas verdutzt
und verklärt, dass ihr die Puppe mit den stahlblauen Augen und dem wallenden
Haar und diesem etwas schmalen Gesichtsausdruck besonders gut gefiele. Na und
Du, Marco. Was gefällt Dir so gut? Frau Rotkamp hob ihre Stimme etwas und
lächelte freundlich, weil sie spürte, dass die Kinder etwas verängstigt und
verunsichert waren; Marc antwortete etwas verträumt, dass ihm die Eisenbahn
mit der Krokodillokomotive und den einheitlich dunkelgrünen Wagons am besten
gefielen.
Da sagte Frau Rotkamp zu ihnen: Na dann wünsche ich Euch viel Glück, dass
ihr vom Nikolaus die Sachen auch bekommt.
Daraufhin verabschiedete sich Frau Rotkamp freundlich, die Marc und Lisa schon
lange kannte und auch die Eltern.
Naja, so recht glaubten Lisa und Marc ehe nicht an den Nicolaus, aber sie
waren sich ja nicht so sicher ob es ihn gab oder nicht.
Am Abend dachten sie sich, es könne ja nicht schaden, wenn wir es auf unseren
Wunschzettel schrieben.
Andererseits konnt er ja in den vielen Zetteln untergehen, die der Nicolaus
bekam.
Nach einigen Überlegungen dachten sie, sie müssten sich etwas ganz
besonderes einfallen lassen, um den Nicolaus zu beeindrucken, aber was?
Einen Schneeman; Einen Schneemann? fragte Lisa. Ja, sagte Marc. Einen
Schneemann vor dem Haus von Frau Rotkamp, der so groß sei, dass ihn der
Nicolaus vom Himmel aus sehen konnte.
Lisa schaute etwas verdutzt, aber nach reifer Überlegung fand sie die beste
Idee von ihrem Bruder gar nicht so übel.
Also abgemacht, morgen fangen wir an, den Schneemann zu bauen.
Gesagt, getan. Am nächsten Tag bauten sie einen Schneemann vor Frau Rotkamps
Laden. Dies war gar nicht so einfach, denn in der Reihe gab es viele
Geschäfte und die Leute kauften an diesen vorweihnachtlichen Tagen wie
verrückt ein; und auch die Leute schauten teilweise etwas verwundert,
teiweise auch verärgert, wie die zwei Kinder eine riesengroß Kugel
formten. Es war schon am Dämmern, als der Vater von Lisa und Marc nach dem
rechten schaute und schließlich mußten die beiden auch ins Bett, aber er
traute seinen Augen kaum, als er die unterste Kugel von weitem sah schon sah.
Er rief ihnen zu, Wie habt Ihr das geschafft? Die Kinder strahlten und gaben
zurück, dass ihnen H. Rotkamp half bei ihrem Vorhaben, denn schließlich
wäre das auch eine gute Reklame für seinen Laden, in dem schon seit
längerer Zeit der Umsatz ständig herabfalle seit es diese großen
Kaufhäuser gab, in denen es so vieles zu kaufen gab.
Und er informierte auch zugleich Herrn Kuhn, dass er für morgen auch schon
seinen langjährigen Freund von der Freiwilligen Feuerwehr verständigt habe,
der ihnen zu Hilfe kam, um die zwei weiteren Kugeln aufzubauen und daß Lisa
und Marc doch unbedingt kommen müßten. Der Vater war etwas überfordert mit
dieser ungewöhnlichen Situation, aber er versprach, dass sie morgen wieder
kommen dürften.
In dieser Nacht schliefen Marc und Lisa recht bald ein vor Erschöpfung und
sie träumten von ihrem Riesen-Schneeman.
Am nächsten Tag konnten Sie ihr Frühstück kaum noch schnell genug
runterbekommen. Und sie zappelten hin und her.
Und als sie die Mutter zur Schneemannbaustelle brachte, standen auch schon die
Freunde von H. Rotkamp der Freiwilligen Feuerwehr da.
Sie arbeiteten emsig, bis der Schneemann eine gigantische Größe erreicht
hatte. Die Leute, die das von außen betrachteten, waren ganz angetan.
Spät abends wurde er fertig und er war wunderschön.
Und tatsächlich, der Umsatz stieg, so daß Frau und Herr Rotkamp das beste
Weihnachtsgeschäft seit Jahren gehabt hatten.
(Den Rest hat Tati dann noch etwa so erzählt:)
Natürlich mußte es auch für die Kinder ein gutes Ende nehmen, weil sie doch
so fleißig gewesen waren. Und so beschloßen Herr und Frau Rotkamp, ihnen zum
Nicolaus ihre Herzenswünsche zu erfüllen: Lisa bekam die Puppe mit den stahlblauen Augen und dem wallenden
Haar und diesem etwas schmalen Gesichtsausdruck und Marc die Eisenbahn
mit der Krokodillokomotive und den einheitlich dunkelgrünen Wagons.
Und wenn es auch nicht direkt vom Nicolaus kam, so freuten sie sich doch riesig,
midestens so riesig wie ihr Schneemann.
Tatjana Stadelhofer aus Dillingen
[Anm.: Die kleinen Textwdh. sind 1:1 aus dem Original übernommen. Der Tipper
ist der Ansicht, daß sie zum besonderen Charme dieser Weihnachts-Geschichte beitragen,
da sich da ja auch alles wiederholt
Die Jury begründete ihre Entscheidung für die Verleihung des
Ernest-Hemmingway-Preises an diese Geschichte übrigens damit, daß sie aus der Fülle
der eingereichten Geschichten dadurch herausstäche, daß sie nicht von
Drogen, Sex oder Gewalt handle.